Antlia 3nm LRGB Filter
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Testbericht: Antlia 3nm Narrowband-Filter (Hα, OIII, SII)

Die Antlia 3nm Pro-Serie zählt zu den leistungsfähigsten Schmalbandfiltern auf dem Markt und richtet sich an Astrofotografen, die höchste Ansprüche an Kontrast, Transmission und Reflexionsarmut stellen – insbesondere im Zusammenspiel mit monochromen Kameras und schnellen Optiken (f/2.8 bis f/5).

🔍 Technische Daten (für Hα, OIII, SII jeweils ähnlich)

MerkmalAntlia 3nm Pro Serie
ZentralwellenlängeHα: 656.3 nm, OIII: 500.7 nm, SII: 672.4 nm
Bandbreite (FWHM)3 nm
Transmission> 90 % (typisch 88–92 %)
Blockung (Out-of-Band)OD5 (1:100.000)
Reflexion / Ghosting< 0,3 % (vergütet, reflexionsarm)
Substrat / Dicke2 mm optisches Glas, planparallel geschliffen
BeschichtungMehrfachvergütung, temperaturstabil
ParfokalitätJa
Kompatibilität1,25″, 2″, 36mm, 50mm unmounted/round

Praxiserfahrungen und Bewertung

🔹 1. Kontrast & Signalstärke

Dank der engen Bandbreite von 3 nm filtern die Antlia-Filter effektiv das Licht künstlicher Lichtquellen (z. B. Straßenbeleuchtung, LED, Mondlicht) heraus und steigern den Kontrast von Emissionsnebeln deutlich. Besonders bei starkem Lichtsmog oder in städtischen Umgebungen überzeugen sie mit hoher Detailauflösung und Signalreinheit.

Beispiel: IC 1805 (Herznebel) mit Antlia Hα zeigt feinste Gasstrukturen auch bei Halbmond – kaum störende Hintergrundhelligkeit selbst in einer Bortle 6-7 Umgebung.

🔹 2. Farbtrennung & Schärfe

Die Filter zeigen eine ausgezeichnete spektrale Trennung, insbesondere zwischen Hα und SII, was in Bicolor- oder SHO-Kompositionen (Hubble-Palette) zu brillanten Farbbildern führt. Die Schmalbandfilter erzeugen zudem scharfe Sterne mit minimalem Haloeffekt.

Häufige Nutzerberichte loben die geringen Halos – auch bei hellen Sternen wie Altair oder Vega kaum wahrnehmbar.

🔹 3. Ghosting & Reflexionen

Dank der hochwertigen Beschichtung sind die Filter nahezu frei von Ghosting-Effekten – selbst bei schnellen Optiken oder in Kombination mit gekippten Filterschubladen tritt keine nennenswerte Mehrfachreflexion auf.

👉 In der Vergangenheit kam es bei der Verwendung von Duo-Schmalbandfiltern in Kombination mit Farbkameras wiederholt zu störenden Halos, die mich erheblich beeinträchtigten.
Aus diesem Grund habe ich mich beim Umstieg auf eine Monokamera bewusst für 3-nm-Filter entschieden, um potenzielle Probleme von vornherein auszuschließen und keine Kompromisse mit 5-nm- oder 7-nm-Filtern einzugehen.

🔹 4. Mechanische Verarbeitung

Der Filterring und Gewinde ist präzise gefräst (bei montierten Versionen), und die Beschriftung ist langlebig gelasert. Die Filter sind parfokal, was einen schnellen Wechsel ohne Neufokussierung ermöglicht.

Messprotokoll am Beispiel der Antlia LRGB-Filter aus der V-Pro Serie und der Antilia SHO-Pro Filter

Antlia liefert zu jedem Filterset ein Messprotokoll mit, aus dem die technischen Daten der Filter hervorgehen. Im Beispiel meiner LRGB-Filter (Antlia V-Pro Serie) liegt die Transmission in den Durchlassbereichen bei nahezu 100%, mit sehr steilen Flanken.

Protokolle der Transmissionskurven für die Antlia SHO-Filter

📷 Anwendungsbereiche

  • Ideal für:
    • Emissionsnebel (z. B. Rosettennebel, Crescent, Veil, Lagoon)
    • Astrofotografie mit Mono-Kameras
    • Mondnahe und städtische Aufnahmebedingungen
    • Langzeitbelichtungen mit wenig Störlicht
  • Nicht ideal für:
    • Reflexionsnebel oder Sternhaufen (diese senden kaum im Schmalband)

⚖️ Vergleich zu anderen Marken (Kurz)

FiltermarkeBandbreiteTransmissionPreis-Leistung
Antlia 3nm3 nm>90 %⭐⭐⭐⭐⭐ (Sehr gut)
Baader Ultra NB3,5–4 nm~80–85 %⭐⭐⭐⭐
Astronomik MaxFR6 nm~95 %⭐⭐⭐⭐
Chroma 3nm3 nm>95 %⭐⭐⭐⭐⭐ (Sehr teuer)
Optolong L-eXtremeDualband~80 %⭐⭐⭐ (OSC-only)

Gesamtwertung:
⭐⭐⭐⭐⭐ (5/5) – Exzellente Qualität mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis

🔭 Erfahrungen aus der Praxis

Die Antlia-Schmalbandfilter zeichnen sich durch ihre engen Filterkurven aus, was zu außergewöhnlich „glatten“ und kontrastreichen Rohbildern führt.
Ein exemplarisches Beispiel ist die Aufnahme des Nordamerikanebels (NGC 7000) mit dem 3-nm-Ha-Filter von Antlia in Kombination mit einer ZWO ASI2600MM Pro und einem kompakten Askar FRA300 Pro Refraktor.
Dabei wird deutlich, wie effektiv störende Lichtemissionen – etwa von Straßenbeleuchtung in städtischen Randgebieten – unterdrückt werden.

122 Einzelaufnahmen á 120 Sekunden mit dem Askar FRA300 Pro und einer ZWO ASI2600MM Pro mit Antlia 3nm Ha

💬 Fazit

Die Antlia 3nm Pro Filter bieten eine hervorragende Kombination aus Kontrastleistung, niedriger Halo-Anfälligkeit und robuster Verarbeitung zu einem vergleichsweise moderaten Preis im High-End-Bereich.

Sie sind die erste Wahl für Deep-Sky-Astrofotografen mit monochromen Kameras, die detailreiche Schmalbandaufnahmen auf hohem Niveau realisieren möchten – auch unter schwierigen Lichtbedingungen.

Auch nach zwei Jahren regelmäßiger Nutzung zeigen die Antlia-Filter keinerlei Anzeichen von Abnutzung – weder in optischer noch in mechanischer Hinsicht. Daher kann ich diese Filter uneingeschränkt weiterempfehlen.

👉 Update 2025

Antilia hat mittlerweile eine neue Serie ihrer Schmalbandfilter mit einer Bandbreit 2,5nm herausgebracht. Diese Filterserie gibt es für 2″ (gefasst) und 36mm (ungefasst).

Infos unter: http://www.antliafilter.com/pd.jsp?fromColId=146&id=159#_pp=146_647

Lohnt sich der Umstieg von von 7nm oder 5nm auf 3nm in der Praxis wirklich?

Kurzfazit vorweg

  • Ja, 3 nm lohnt sich oft – vor allem bei (656,3 nm) unter Lichtverschmutzung oder Mond: deutlich höherer Kontrast, sauberere Nebelstrukturen, weniger Gradienten.
  • O III (500,7 nm) profitiert ebenfalls, aber 3 nm kann bei sehr schnellen Optiken (f/2–f/3) kritisch werden (Bandverschiebung/Abschwächung).
  • Nachteile: höherer Preis, längere Subexposure-Zeiten nötig, potenziell Signalverlust bei schnellen Systemen (ohne “fast”-optimierte Filter), gelegentlich Halos um helle Sterne.

Warum 3 nm den Kontrast/SNR oft sichtbar steigert

Narrowband-Aufnahmen sind meist hintergrundlimitiert (Skyglow dominiert das Rauschen). Schneidest du das Band enger, sinkt der Hintergrundfluss annähernd proportional zur Bandbreite; das Rauschen (√Signal) sinkt entsprechend. Die Linienemission deines Nebels bleibt (wenn die Emissionslinie vollständig im Passband liegt) nahezu gleich.

Daumenregel (idealer, hintergrundlimitierter Fall, gleiche Sub-Länge):
SNR-Gewinn ≈ √(alte Bandbreite / neue Bandbreite)

  • 7 nm → 3 nm: √(7/3) ≈ 1,53× besseres SNR
  • 5 nm → 3 nm: √(5/3) ≈ 1,29× besseres SNR

Gleichbedeutend: Für das gleiche SNR brauchst du ungefähr ~43 % (3/7) bzw. ~60 % (3/5) der Gesamt-Integrationszeit. In der Praxis reduziert das Lichtverschmutzungs-Gradienten und Mondschein spürbar, besonders bei Hα und oft auch bei O III.

Lichtverschmutzung & Mond

  • Breitbandiges LED-Streulicht und Mondlicht werden weitgehend unterdrückt.
  • O III liegt im Blau/Grün – hier streut der Himmel stärker; 3 nm hilft merklich gegen milchige Hintergründe.

Wo 3 nm Nachteile oder Grenzen hat

1) Längere Subexposures (pro Einzelbild)

Mit 3 nm ist der Hintergrund so niedrig, dass du längere Einzelbelichtungen brauchst, um hintergrundlimitiert zu bleiben (sonst dominiert Read Noise der Kamera).

  • Bei CMOS (niedriges Read Noise) ist das moderat, aber 300–600 s pro Sub sind häufig sinnvoll (abhängig von Himmel, Gain, f/ratio).
  • Das fordert Guiding und Montierung stärker.

Wichtig: „Längere Belichtungszeiten“ meint hier längere Subs, nicht zwingend mehr Gesamtzeit – die kann trotz längerer Subs kürzer sein, weil das SNR pro Zeit besser wird (siehe oben).

2) Schnelle Optiken (f/2–f/3): Bandverschiebung

Interferenzfilter sind winkelabhängig: bei schnellen Systemen treffen Strahlen schräger auf die Schichten → das Passband verschiebt sich zu kürzeren Wellenlängen (blau) und kann sich verengen. Folgen:

  • Signalverlust, wenn die Emissionslinie (z. B. O III 500,7 nm oder S II 672,4 nm) teilweise aus dem Passband rutscht.
  • Effekt nimmt zu, je schneller (kleinere f-Zahl) und je enger (3 nm) der Filter ist.

Lösung:

  • Zu “fast”-optimierten Filtern greifen (herstellerseitig vorverschoben), oder bei sehr schnellen Systemen 4–5 nm erwägen.
  • ist toleranter; O III am empfindlichsten.

3) Transmission, Halos & Sterne

  • Peak-Transmission kann bei 3 nm minimal niedriger sein als bei 5–7 nm (herstellerabhängig), was ein paar Prozent Signal kostet – die SNR-Vorteile überwiegen meist.
  • Halos/Reflexe um helle Sterne (v. a. O III) hängen vom Coating und deiner Optik/Kamera (Fenster, Sensor-Mikrolinsen) ab. Enge Filter können Halos mindern, aber auch verstärken – es ist Filtermodell-abhängig.
  • Sternanzahl/-helligkeit nimmt ab → kann gewünscht sein (weniger Sterngewusel), macht Fokussieren/Guiden aber manchmal etwas anspruchsvoller.

4) Kosten & Verfügbarkeit

3 nm sind deutlich teurer. Bei größeren Durchmessern (36 mm/2″) steigt der Preis kräftig.

Praxisempfehlungen nach Setup

Wenn du unter Bortle 5–9 oder bei Mond fotografierst

  • 3 nm Hα: fast immer lohnend.
  • 3 nm O III: klarer Gewinn, aber bei f/2–f/3 unbedingt fast-Version wählen oder auf 4–5 nm ausweichen.
  • 3 nm S II: ähnlich wie Hα, aber insgesamt schwächeres Signal – plane genug Integrationszeit.

Wenn du mit f/5 oder langsamer arbeitest (klassische APOs/Newtons)

  • 3 nm ist in der Regel unproblematisch und bringt spürbare Kontraststeigerungen.

Wenn du mit f/2–f/3 arbeitest (RASA, HyperStar, schnelle Newton-Astrographen)

  • Bevorzuge “High-speed/fast”-optimierte 3 nm (vorverschobene Zentrierwellenlänge).
  • Falls nicht verfügbar: 4–5 nm kann unterm Strich besser performen (mehr Linien-Durchlass trotz etwas mehr Hintergrund).
  • Teste speziell O III an deinem System – hier zeigt sich Bandverschiebung am ehesten.

Kamera & Belichtungsstrategie

  • Mono + Einzelbänder (Hα/O III/S II): 3 nm spielt seine Stärken voll aus.
  • OSC + Dual/Triband: 3–4 nm Dual-NB existiert, verlangt aber lange Subs und genügend Sternsignal fürs Guiding; Kompromisse (4–6 nm) sind oft stressfreier.
  • Subs verlängern, bis der Hintergrund klar über dem Read Noise liegt (Histogramm vom linken Rand weg). Lieber weniger, längere Subs als sehr viele sehr kurze.

Konkrete Entscheidungshilfe

Umstieg 7/5 nm → 3 nm lohnt sich besonders, wenn …

  • du unter LP/Mond arbeitest,
  • du Nebelfelder (H II, SNR) priorisierst,
  • deine Optik nicht extrem schnell ist oder du fast-optimierte 3 nm nutzen kannst,
  • du längere Subs zuverlässig führen kannst.

Eher bei 5 nm bleiben (oder “fast”-optimierte 3 nm suchen), wenn …

  • du mit f/2–f/3 ohne passende fast-Version arbeitest,
  • O III dein Hauptkanal ist und du Bandverschiebung befürchtest,
  • deine Montierung/Guiding lange Subs (z. B. 300–600 s) nicht stabil trägt.

Schritt-für-Schritt Vorgehen (praktisch)

  1. Checke f/ratio & Filterdatenblatt: Gibt es eine fast-Variante (vorverschoben), Transmissionkurven, „empfohlen bis f/x“?
  2. Starte mit Hα 3 nm: niedrigstes Risiko, größter Benefit.
  3. Teste O III 3 nm an deinem Setup: kurze Serie auf ein helles O III-Objekt (z. B. M27, Veil) – vergleiche Sternformen/Randhelligkeit mit 5 nm.
  4. Subs anpassen: verlängere, bis der Hintergrund über dem Read Noise liegt.
  5. Halos prüfen: helle Sterne im Feld? Falls ja, Recherche/Erfahrungsberichte zum genauen Filtermodell.
  6. Guiding/Polar alignment sauber – die beste Filterwahl nützt nichts, wenn Tracking limitiert.

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2 Kommentare

  1. Mich interessiert vor allem, ob sich der Umstieg von 7nm oder 5nm auf 3nm in der Praxis wirklich lohnt – zum Beispiel in Bezug auf Kontrast, Signal/Rausch-Verhältnis und die Unterdrückung von Lichtverschmutzung. Gibt es auch Nachteile, wie längere Belichtungszeiten oder Probleme mit schnellen Optiken?

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