Sky-Watcher ESPRIT 120ED

Sky-Watcher ESPRIT 120ED

Optik

Die Optik des ESPRIT 120ED gehört zur Spitzenklasse unter den serienmäßig erhältlichen Apochromaten. Das luftspaltige Triplet-Design mit einem zentralen FPL-53-Glaselement sorgt für eine nahezu perfekte Farbkorrektur über den gesamten sichtbaren Bereich.

  • Sternabbildung: Extrem scharf, rund und farbrein – auch bei hellen Sternen wie Vega oder Sirius
  • Kontrast & Details: Sehr hoch – ideal für Deep-Sky-Fotografie und Planetenbeobachtung
  • Feldkorrektur: In Kombination mit dem mitgelieferten 2″-Flattener ergibt sich ein voll ausgeleuchtetes, ebenes Bildfeld bis Vollformatsensorgröße

Selbst bei kritischen Aufnahmen mit DSLR oder Astrokamera zeigen sich keine sichtbaren Farbfehler oder Koma – das macht den ESPRIT 120 zu einem echten Arbeitstier für die Astrofotografie.

Mechanik

Der mechanische Aufbau ist hochwertig und stabil – genau das, was man von einem Premium-Refraktor erwartet. Der Tubus ist aus dickwandigem, sauber eloxiertem Aluminium gefertigt. Die ausziehbare Taukappe läuft spielfrei und lässt sich sicher arretieren. Die Rohrschellen sind massiv, mit durchdachtem Tragegriff und vormontierter Prismenschiene (Losmandy-Style), was die Montage auf EQ6-Klasse-Montierungen sehr erleichtert.

Der Transportkoffer ist stabil und hochwertig – ein echter Pluspunkt für mobile Fotografen.

Okularauszug – Fokus auf Stabilität

Der 3″-Linear Power Fokussierer ist einer der besten Features des ESPRIT 120 – besonders aus fotografischer Sicht:

Stabilität:

  • Sehr robust und für schwere Kamerasysteme ausgelegt (z. B. gekühlte CMOS-Kameras + Filterrad + OAG)
  • Der Feintrieb (1:10 Untersetzung) arbeitet präzise, ohne Spiel oder Nachlauf
  • Kein sichtbares Kippen oder Durchbiegen – auch bei senkrecht stehender Tubusausrichtung
  • Ideal für motorisierte Fokussierer (z. B. Pegasus, ZWO EAF), da spielfrei und tragstark

Fazit: Einer der stabilsten Auszüge seiner Klasse – für Vollformat-Astrofotografie uneingeschränkt geeignet.

Kameradaption

Sky-Watcher liefert den 2″-Flattener bereits mit, perfekt abgestimmt auf das optische System. Die Adaption erfolgt über:

  • M48x0.75-Gewinde am Flattener-Ausgang (mit Innengewinde für 2″-Filter)
  • Standard-Backfokus: 55 mm ab dem Gewinde
  • Kompatibel mit DSLR, spiegellosen Systemkameras und Astrokameras
  • Der große Bildkreis ermöglicht Vollformat-Aufnahmen ohne Vignettierung

Durch das modulare System lassen sich Filterräder, OAGs und elektronische Fokussierer einfach einbinden. Es ist keine zusätzliche Justage nötig – alles sitzt präzise und fest.

ZWO ASI2400MC Pro adaptiert an den Flattner

Aus der Praxis: Astrofotografie

Der ESPRIT 120 zeigt in der Praxis, warum er zu den beliebtesten Apochromaten unter Astrofotografen zählt:

Getestetes Setup:

  • Flattner: Sky-Watcher x1.0
  • Montierung: Sky-Watcher EQ6-R Pro und 10MICRON GM1000 HPS
  • Kamera: ZWO ASI2600MM Pro (APS-C) , ZWO ASI2400MC Pro & NIKON Z6II (Vollformat)
  • Filter: Antlia Hα/OIII/SII 36mm und Astronomik Deepsky Filter LRGB
  • Filterrad: ZWO EFW 36mm (Version 2)
  • Fokussierer: ZWO EAF
  • Software: NINA

Ergebnisse:

  • Exzellente Schärfe & Kontrast – selbst bei suboptimalem Seeing
  • Vollformat-Abdeckung ohne Vignette (bei APS-C und Vollformat)
  • Langzeitbelichtungen von 5+ Minuten ohne Nachfokussieren bei stabilen Temperaturen
  • Nebelstrukturen (z. B. Rosetten-, Pelikan-, Herznebel) zeigen klare Details, hohe Tiefe und saubere Sterne
  • Die Integration in ein vollautomatisiertes Imaging-Setup ist reibungslos möglich
  • Absolut stabile Fokuslage, trotz weit herausgefahrenem Okularauszug
Aberration Inspector von Pixinsight zeigt runde Sterne ohne Koma oder Aberrationen im Vollformat
Tilt-Analyse zeigt eine perfekte Ebene

❗ Einen Test des Sky-Watcher ESPRIT 120ED APO mit einer ZWO ASI2400MC Pro Vollformatkamera findet man unter diesem Link.

Fazit

Der Sky-Watcher ESPRIT 120ED APO ist ein High-End-Apochromat, der für die Astrofotografie nahezu perfekt ausgelegt ist. Mit seiner hervorragenden Farbkorrektur, hochwertigen Mechanik und der stabilen Fokussierlösung bietet er ein Komplettpaket für ambitionierte Deep-Sky-Fotografen – direkt out of the box.


Besonders geeignet für:

  • Astrofotografen mit hohen Ansprüchen
  • Vollformat-Bildsensoren
  • Langzeitbelichtungen mit Schmalband- oder RGB-Filtern
  • Automatisierte Setups mit EAF, OAG und Filterrad

💪 Stärken:

  • Exzellente Optik mit FPL-53-Triplet
  • Vollformat-tauglich mit perfekter Feldkorrektur
  • Hochwertiger 3″-Fokussierer
  • Präzise, durchdachte Mechanik
  • Komplett ausgestattet mit Koffer und Flattener
  • Reducer verfügbar (nur für APS-C geeignet)

👎 Schwächen:

  • Relativ hohes Gewicht
  • Fixierung der Taukappe instabil
  • Ältere Modelle des ESPRIT 120ED haben Probleme mit dem Okularauszug
  • Sucherschlitten relativ eng am Okularauszug gebaut, so dass zusätzliches Zubehör wenig Platz hat
Aufnahmedaten: 20 x 180 Sekunden RGB + 20 x 180 Ha+OIII mit ZWO ASI2600MM Pro

Links

🔔 Update 2025

Sky-Watcher kündigt überarbeitete ESPRIT-Serie für Herbst 2025 an

Für den Herbst 2025 hat Sky-Watcher eine Neuauflage seiner beliebten ESPRIT-Serie angekündigt. Die neuen Modelle tragen den Namen ESPRIT EDX und kommen mit mehreren technischen und optischen Verbesserungen.

Zu den wichtigsten Änderungen zählen:

  • Ein überarbeiteter Okularauszug für noch präzisere Fokussierung
  • Der Verzicht auf das bisherige „Captain’s Wheel“, das vollständig entfällt und zusätzlich lässt sich der Anschlußadapter rotieren für eine leichtere Einstellung des Bildausschnittes
  • Optische Anpassungen bei ausgewählten Modellen für verbesserte Bildqualität
  • Neuer Tragegriff um das Teleskop besser transportieren und aufsetzen zu können
  • Eine aktualisierte Farbgebung des Tubus sowie ein modernisierter Sky-Watcher-Schriftzug, der sich nun am aktuellen Design des Herstellers orientiert
  • Entfall des bisherigen Zubehörs wie Okular, Zenitspiegel, Sucher und Flattner, der nun zusätzlich erworben werden muss

Mit der EDX-Reihe bringt Sky-Watcher eine optisch und technisch verfeinerte Version der bewährten ESPRIT-Teleskope auf den Markt – ideal für anspruchsvolle Astrofotografen und visuelle Beobachter gleichermaßen.

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

  1. Sehr guter Testbericht! Ich habe den ESPRIT 80ED und möchte gerne aufrüsten mit dem 120er. Aktuell warte ich noch, bis die neue Serie rauskommt bzw. man sie bestellen kann und hoffe, ich bekomme ein gutes Expmplar!

    1. Hallo Ralf!

      Mit den Sky-Watcher ESPRITs liegst du auf jeden Fall richtig – das sind wirklich top verarbeitete Teleskope, auf die man sich verlassen kann. Auch die neue Version macht einen richtig guten Eindruck. Ich finde es ehrlich gesagt sogar ganz sinnvoll, dass Sky-Watcher das Zubehör inzwischen weglässt – so zahlt man nur das, was man auch wirklich braucht und nutzt.

      Ein kleiner Haken ist, dass der Flattener separat dazugekauft werden muss. Allerdings kenne ich einige, die zum Beispiel mit einer ASI ZWO533 oder ähnlichen Sensorgrößen auch ohne Flattener sehr gute Ergebnisse erzielen – das hängt also immer ein bisschen vom individuellen Setup ab.

      Ich selbst nutze den ESPRIT 100 und den ESPRIT 120 und bin total zufrieden damit. Beide sind vollformattauglich, liefern eine richtig starke Bildqualität und sind mechanisch sehr robust – da wackelt und klappert nichts. Wenn du Astrofotografie auf hohem Niveau machen willst, bist du mit den ESPRITs definitiv auf der sicheren Seite.

      Clear Skies
      Heiko

Schreibe einen Kommentar zu Heiko Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert