Primalucelab EAGLE PC

Testbericht: Primalucelab EAGLE – Kontrollzentrum für moderne Astrofotografie

Hauptmerkmale

🧠 Zentrale Steuerungseinheit für Astrofotografie

Der Primalucelab EAGLE ersetzt herkömmliche Laptops, Powerboxen und USB-Hubs durch eine kompakte All-in-One-Lösung direkt am Teleskop. Er ist gleichzeitig Computer, Stromverteiler und Kontrollzentrale – perfekt auf die Anforderungen der Astrofotografie abgestimmt.

🔌 Integrierte Stromversorgung und Überwachung

  • Bis zu 8 regelbare 12V-Ausgänge für Kamera, Montierung, Fokusmotoren usw.
  • Überwachung und Steuerung von Spannung, Stromaufnahme und Schaltzustand per Software
  • Schutzfunktionen bei Überlast oder Spannungsschwankungen

🌐 Fernsteuerung und Netzwerkfunktionen

  • Per WLAN oder LAN komplett remote steuerbar – ideal für stationäre oder mobile Setups
  • Zugriff via Windows Remote Desktop, VNC oder EAGLE Manager App
  • Internetzugang für Updates oder Cloudspeicherung möglich (mit externem WLAN-Zugang)

🧊 Passiv gekühlt und observatoriumstauglich

  • Robustes Aluminiumgehäuse, vibrationsfrei
  • Kein Lüfter = kein Staub, keine Geräusche, keine Wärmeentwicklung in der Optikachse
  • Montage direkt an Rohrschellen oder Prismenschienen möglich (Vixen/Losmandy-kompatibel)

Stärken

All-in-One-Gerät für Astrofotografie
Kein Kabelsalat mehr: Der EAGLE vereint Computer, Stromverteilung, USB-Hub und LAN/WLAN-Zugang in einem robusten Gerät – platzsparend und zuverlässig.

Perfekt für mobile Setups
Durch die direkte Montage am Teleskop bleibt das Setup kompakt, ohne baumelnde Laptops oder empfindliche Kabelverbindungen. Ideal für Reisen, Star Parties oder Remote-Standorte.

Fernzugriff und Automatisierung
Ob auf dem Balkon, im Garten oder in einer entfernten Sternwarte – die Steuerung per Remote Desktop oder App funktioniert stabil und zuverlässig.

Energieüberwachung und Sicherheitsfeatures
Live-Monitoring der Stromversorgung und automatische Abschaltungen bei Fehlfunktionen schützen teure Komponenten vor Schäden.

Professionelle Verarbeitung
Das CNC-gefräste Aluminiumgehäuse wirkt hochwertig, ist wetterfest und mechanisch solide – kein Vergleich zu improvisierten Eigenlösungen mit Mini-PCs. Dazu liefert der Hersteller Primalucelab ein gesamtes und passendes Programm an verschiedenen Rohrschellen und Schwalbenschwänzen zur Integration in ein Gesamt-Setup.

Schwächen

⚠️ Anschaffungskosten
Der EAGLE gehört preislich ins obere Segment – abhängig vom Modell zwischen ca. 900 € (LE) und über 3.000 € (Ultra). Für Einsteiger ist der Preis nicht unerheblich.

⚠️ Windows IoT ist eingeschränkt
Das Betriebssystem ist speziell angepasst, was Stabilität verbessert – allerdings sind manche Funktionen oder Installationen im Vergleich zu einem normalen Windows 11 limitiert, was aber in der Astropraxis irrelevant ist.

⚠️ Nicht modular erweiterbar
RAM oder SSD lassen sich in den meisten Versionen nicht selbst aufrüsten. Wer später mehr Leistung braucht, muss ein anderes Modell kaufen. Allerdings ist die kleinste Version aus meiner Sicht völlig ausreichend für alle Anwendungszwecke. Ich habe neben NINA, noch ein Planetariumsprogramm parallel laufen und keinerlei Geschwindigkeitsprobleme bemerkt.

⚠️ Komplexität für Anfänger
Die Vielzahl an Funktionen und Konfigurationsmöglichkeiten erfordert eine gewisse Einarbeitung – insbesondere bei der Stromverwaltung oder Netzwerkanbindung.

☝️ Praxiserfahrungen mit dem Primalucelab EAGLE 4S

Seit über zwei Jahren nutze ich den Primalucelab EAGLE 4S, die kleinste Modellvariante der Serie, in meinem Astrofotografie-Setup. Anfangs war ich skeptisch, ob die Ausstattung mit vergleichsweise geringem RAM und begrenztem SSD-Speicher für den Echtbetrieb ausreichen würde. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt: Selbst die kompakte Version bietet ausreichend Leistung für alle typischen Anwendungen.

Ich betreibe über den EAGLE problemlos Software wie N.I.N.A. zur Steuerung von Kamera, Filterrad und Fokussierer, gleichzeitig gekoppelt mit einem Planetariumsprogramm (Cartes du Ciel) sowie den Montierungs-Tools meiner 10Micron-Steuerung – alles parallel, stabil und ohne Leistungseinbrüche.

Auch die Stromversorgung meiner Tauheizbänder erfolgt direkt über den EAGLE. Die Ausgänge lassen sich flexibel steuern und anpassen, was mir zusätzliche Hardware erspart und das Kabelmanagement deutlich vereinfacht.

Dank einer festen, kabelgebundenen Netzwerkverbindung habe ich aus dem Haus heraus die vollständige Kontrolle über Teleskop, Montierung und Kamera. Die Planung und Steuerung meiner Astrofotografie-Sessions erfolgt bequem und zuverlässig – sei es vom Schreibtisch, der Couch oder sogar vom Schlafzimmer aus. Das gesamte System läuft durch die Nacht hindurch stabil und effizient.

Fazit aus der Praxis: Der EAGLE 4S hat sich für mich als äußerst zuverlässige, kompakte und leistungsfähige Steuerzentrale erwiesen – trotz seiner minimalistischen Hardwarekonfiguration. Für viele Anwendungen in der Deep-Sky-Astrofotografie ist selbst das Basismodell absolut ausreichend.

Fazit

Der Primalucelab EAGLE ist ein durchdachtes, professionelles Kontrollsystem für ambitionierte Astrofotografen. Besonders wer regelmäßig fotografiert, mobil unterwegs ist oder ein Remote-Setup betreibt, profitiert enorm vom durchdachten Konzept und der Systemstabilität. Zwar ist der Preis hoch, doch durch die Kombination aus PC, Stromverteilung und Steuerzentrale spart man sich viele Einzelkomponenten – und gewinnt Übersicht, Effizienz und Zuverlässigkeit.

Für fortgeschrittene Nutzer, die Wert auf ein sauberes Setup, volle Fernsteuerbarkeit und professionelle Systemintegration legen, ist der EAGLE eine klare Empfehlung.

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Der Primalucelab EAGLE PC eingebaut in das gesamte Setup

Update 2024

Primalucelab hat inzwischen die Version 6 seines EAGLE-Systems vorgestellt. Neben verschiedenen Detailverbesserungen verfügt die neue Generation nun über zwei Netzwerkanschlüsse. Dies stellt insbesondere für bestimmte Setups einen deutlichen Vorteil dar – etwa wenn die Montierung, wie bei der 10MICRON GM1000 HPS, per kabelgebundenem Ethernet verbunden wird. In früheren Versionen war bei Nutzung des einzigen Netzwerkanschlusses die Möglichkeit zur Anbindung weiterer Netzwerkkomponenten eingeschränkt.

In meinem stationären Setup habe ich daher einen kompakten, kostengünstigen Netzwerk-Switch (Anschaffungspreis: ~8 €) direkt an der Montierungssäule integriert, um eine Verbindung zwischen Montierung, EAGLE-PC und dem Heimnetzwerk herzustellen.
Allerdings ist dieser Switch nicht für den Außeneinsatz ausgelegt. Besonders bei feuchtem oder kaltem Wetter besteht regelmäßig die Sorge, dass er durch eindringende Feuchtigkeit ausfallen könnte.

❤️ Wer mehr über die Konfiguration meines Setups mit dem Primalucelab EAGLE 4S in Kombination mit der 10MICRON GM1000 HPS Montierung erfahren möchte, findet hier weiterführende Informationen.

EAGLE-PC 6

Die neue Version 6 des Primalucelab EAGLE-PC bietet einige Detailverbesserungen, u.a. auch eine eingebaute kleine Kamera, mit der die Himmelshelligkeit bestimmt wird. Ebenfalls neu ist eine GPS-Antenne (auch in der kleinsten Version des EAGLE-PC verfügbar), die den genauen Standort mitsamt Koordinaten bestimmt.

2 Netzwerkports für den kabelgebundenen Anschluss
Über die Stromversorgungsanschlüsse können Kameras oder Montierungen versorgt werden.

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2 Kommentare

  1. Es gibt auch zahlreiche Mini-PCs die deutlich günstiger sind als diese Premium-Lösung! Ich habe einen kleinen NUC-PC von ASUS seit über 1 Jahr an meiner EQ6 und der läuft super!

    1. Hallo Star-Hunter!

      Klar, es gibt definitiv günstigere Alternativen zur doch recht teuren Lösung von Primalucelab. Aber der EAGLE überzeugt mich trotzdem – vor allem, weil Primaluce ein komplettes Zubehörsystem anbietet: Rohrschellen, Prismenschienen, Montageplatten und vieles mehr. Alles passt mechanisch perfekt zusammen, was das Ganze deutlich stressfreier macht beim Aufbau.

      Für mich wirkt das ganze System einfach durchdacht. Ja, der Preis ist happig – keine Frage. Aber wenn man Wert auf ein stabiles, sauberes und zuverlässig funktionierendes Setup legt, dann ist der EAGLE aus meiner Sicht das Geld auch wirklich wert.

      Was mir bei Mini-PCs immer ein bisschen Bauchschmerzen bereitet, ist die Frage, wie gut sie mit feuchten Nächten im Herbst oder Winter klarkommen. Da habe ich beim EAGLE einfach ein besseres Gefühl – das Gehäuse ist robust und ganz klar auf den Einsatz draußen ausgelegt. Und genau das macht für mich einen Unterschied.

      Clear Skies
      Heiko

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