Testbericht: Sky-Watcher EQ6-Pro SynScan – solider Klassiker für Astrofotografie
| Merkmal | Beschreibung |
|---|---|
| Typ | Äquatoriale GoTo-Montierung (Deutsche Montierung) |
| Tragkraft (fotografisch) | ca. 15–18 kg realistisch |
| Eigengewicht (Kopf) | ca. 16,3 kg |
| Stativgewicht | ca. 7,5 kg (Stahlrohr-Stativ) |
| Steuerung | SynScan V5 Handcontroller (aktuellste Version) |
| Nachführung | Rektaszension und Deklination |
| Polhöheneinstellung | 15°–65°, fein justierbar |
| Stromversorgung | 12V DC, 2A empfohlen |
| Schnittstellen | ST4, USB-to-Serial via Adapter, 5V AUX-Port |
| Kompatibilität | ASCOM, EQMOD, NINA, Stellarium, PHD2 etc. |
Mechanik
Die EQ6-Pro ist robust und praxistauglich – seit Jahren bewährt bei vielen Astrofotografen. Der massive Gusskörper und das stabile 2″-Stahlstativ sorgen für eine vibrationsarme Basis, selbst bei schwereren Setups.
- Schneckengetriebe mit Messing-Schneckenrädern – nachjustierbar
- Klemmungen greifen sicher, aber grob – für Fotografie lieber durch Gegengewicht balancieren
- Polhöhenschrauben sind funktional, könnten aber etwas größer/stabiler ausfallen bzw. sollten optimiert werden (nachschneiden der Gewinde)
- Azimutverstellung ist präzise, aber bei starker Spannung teils hakelig
Die Mechanik ist für den Preisbereich solide und kann bei regelmäßiger Wartung über viele Jahre zuverlässig arbeiten. Eine spätere Riemenumrüstung bringt zusätzlich Laufruhe und weniger Backlash.
Elektronik und Anschlussmöglichkeiten
Die Steuerung erfolgt über den SynScan V5 Handcontroller oder PC-Steuerung via EQMOD/ASCOM. In der Praxis bewährt sich besonders die Verbindung mit Software wie NINA, PHD2, Sharpcap oder Stellarium.
- GoTo-Steuerung mit ca. 40.000 Objekten in der Datenbank
- ST4-Guiding-Port für Autoguider vorhanden (z. B. mit PHD2)
- PC-Verbindung: via USB-to-Serial oder EQDirect-Kabel (empfohlen)
- Keine WLAN/Bluetooth-Option serienmäßig, aber nachrüstbar
- Encoder nicht vorhanden – daher bei Tracking auf Autoguiding angewiesen
Die Software-Kompatibilität ist hervorragend, allerdings erfordert die Einrichtung etwas Einarbeitung. Die Montierung eignet sich gut für halbautomatisierte Aufnahmesessions mit Plate-Solving und Meridian-Flip.
Aus der Praxis: Astrofotografie
Die EQ6-Pro zeigt sich in der Astrofotografie als verlässliche und vielseitige Plattform, insbesondere im mittleren Nutzlastbereich. Getestet mit:
- Teleskope: 60mm APO, 120mm APO, 140mm APO
- Kameras: ASI2600MM Pro, ASI2400MC Pro, ZWO ASI533, Nikon Z6 II/III
- Guiding: 60mm Guidescope + ASI120MM Mini über PHD2 und ZWO ASIAIR
Erfahrungen:
- Tracking: Mit gutem Guiding-Setup sind Fehlerwerte um 0,5–1,0″ RMS erreichbar
- GoTo: Positionierung präzise, besonders bei 2- oder 3-Sterne-Alignment
- Plate Solving: Funktioniert zuverlässig in Kombination mit NINA oder ASTAP
- Fokusdrift oder Schwingungen: treten kaum auf, wenn richtig austariert
- Einschränkung: Für sehr lange Brennweiten (>1200 mm) wird gutes Guiding unerlässlich
👉 Die EQ6-Pro ist ein echter Arbeitstier – nicht hochmodern, aber zuverlässig, robust und erweiterbar.
Stärken und Schwächen
✅ Stärken
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Astrofotografie
- Hohe Nutzlastkapazität für Teleskope bis 200 mm Öffnung
- Breite Softwarekompatibilität (EQMOD, ASCOM, NINA etc.)
- Riemenantrieb mit Periodic Error Correction (PPEC), verbessert das Guiding-Verhalten
- Ersatzteile und Community-Support sehr gut verfügbar
⚠️ Schwächen
- Kein integriertes Guiding oder Encodersystem → Autoguiding nötig
- Stromversorgung muss sauber sein (billige Netzteile verursachen Ausfälle)
- Lautere Motoren im Vergleich zu neueren Harmonic-Montierungen
- Original-Kabel können bei Kälte oder Spannungsspitzen ausfallen
- Manuelles Alignment kann bei Einsteigern zu Frustration führen

Ist die EQ6‑R Pro noch zeitgemäß?
Trotz des Trends zu modernen Harmonic-Drive-Montierungen wie der ZWO AM3, AM5N bleibt die EQ6‑R Pro eine hervorragende und bewährte Wahl – insbesondere für anspruchsvolle Anwendungen in der Astrofotografie.
👉 Warum ist das so?
Harmonic-Drive-Montierungen erfordern in der Regel Guiding-Intervalle von 0,5 bis 2 Sekunden. Dies führt zu vergleichsweise unruhigen Nachführkurven. In der Praxis funktioniert diese Technik bis zu Brennweiten von etwa 1000 mm dennoch zuverlässig – vor allem, weil das atmosphärische Seeing oft der limitierende Faktor ist.
Bei längeren Brennweiten hingegen empfiehlt sich der Einsatz einer klassischen, riemengetriebenen Montierung wie der EQ6‑R Pro. Hier lässt sich das Guiding deutlich gleichmäßiger und stabiler gestalten, was zu besseren Ergebnissen bei der Langzeitbelichtung führt.
🚀 Laut einer Analyse des „Astronomy Photographer of the Year“ (Daten aus 2021–2023) war die EQ6‑R Pro die am häufigsten verwendete Montierung – ca. 14 % aller eingesandten Bilder, bei Deep‑Sky sogar 12 %.
Zusammengefasst:
- Harmonic‑Drive‑Montierungen (z. B. ZWO AM3‑AM5, Proxisky, UMi) sind leichter und kompakter – aber liefern meist nicht die gleiche Präzision oder Langzeitstabilität bei schweren Instrumenten wie die EQ6‑R Pro
- Riemenantrieb mit Periodic Error Correction (PPEC), verbessert das Guiding-Verhalten (reduziert Backlash, sorgt für ruhige Nachführung)
- Maximale Zuladung ca. 20 kg für Astrofotografie
Fazit
Die Sky-Watcher EQ6-Pro SynScan bleibt auch Jahre nach ihrer Markteinführung eine Top-Wahl für Einsteiger und fortgeschrittene Astrofotografen. Wer bereit ist, sich mit Guiding und Steuerung via PC oder Handbox auseinanderzusetzen, erhält eine zuverlässige, belastbare und upgradefähige Plattform für langbelichtete Deep-Sky-Aufnahmen.
Ideal für Teleskope im Bereich 100–200 mm Öffnung, Bildfelder von APS-C bis Vollformat und setups, die auch mal transportiert werden – ohne auf Stabilität zu verzichten.
🟢 Empfohlen für:
Einsteiger mit Ambitionen, Deep-Sky-Fotografen, Newton- und APO-Setups bis ca. 10 kg, NINA-/PHD2-User
🟡 Weniger geeignet für:
Extremmobile Astrofotografie, Remote-Setups ohne Kontrolle vor Ort, ultralange Brennweiten ohne OAG
